Verzauberter Winterspaziergang

Wir sind in der Ferme (Bauernhaus) in Sauges. Heute Morgen regnet und schneit es zeitgleich. Auch der Wind zieht und es ist eigentlich so richtig zum sich`s Zuhause gemütlich machen. Nicht aber für Hundebesitzer, die müssen allwettertauglich sein. 

Bevor wir mit Sky aufbrechen, lesen wir uns noch ein paar Zeilen aus der 12. Prophezeiung von Celestine vor. Das ist ein spiritueller Abenteuerroman. Auf S.64 begeben sich die Hauptfigur und Will gerade auf eine Wanderung in Sedona/USA.  

In der Textpassage S.64 steht: Wolf, ein befreundeter Hopi Indianer, flüstert: «Denk daran: Canyons sind gut für die Reinigung , aber Berge sind gut dafür eine Vision zu finden.» Es geht in diesem Kapitel darum, dass die Hopi Indianer in der Natur Kraftplätze kennen und allgemein glauben, dass das Durchqueren eines Tales reinigend auf die Seele wirkt, während der Blick von einem Berg hin übers Land Visionen anregt.  

Jasi schlägt inspiriert von diesen Zeilen vor: «lass uns ins Koboldental gehen!» (wir nennen das Tal so, weil es dort verdächtig “nach Kobolden riecht… “ meinte die Freundin meiner Schwester einmal humorvoll) Auch ich hege zeitgleich diesen Gedanken.  Also packen wir uns warm ein und ziehen los. Wir lassen uns von unserem Gefühl leiten, ebenfalls wie es uns die Abenteuerbücherreihe empfohlen hat und ziehen dem grossen Feld entlang , wo uns 3 Rehe erspähen, Richtung «Koboldental».  

Am Eingang des Tals spüren wir beide in uns nach, wohin es uns mehr lockt: Bergaufwärts der Schlucht entlang hoch oder hinunter Richtung Ausgang seewärts?

Jasi tendiert zu Berg aufwärts, mich zieht es zum Wasserfall seewärts, weil ich spührle, dass es meiner Gesundheit gut tun würde. Wir beschliessen, zuerst zum Wasserfall und danach Berg aufwärts zu wandern, also beides zu tun. 

Der Wasserfall tut so wohl! Ich lasse mich voll auf das rauschende Getöse ein und lasse mich symbolisch vom Wasser reinigen.  
Die letzten Tage hatte ich mich geschwächt gefühlt. Meine nächtlichen Träume machten mich darauf aufmerksam. Darum lasse ich jetzt allen Seelenbalast symbolisch über den Wasserfall wegfliessen. 

«Gut, jetzt können wir umkehren und Berg aufwärts steigen », sage ich zu Jasi.  «Mein Gefühl sagt mir jetzt, wir sollten dem Weg weiter ins Tal runter folgen», meint sie.  

Also ziehen wir weiter Tal abwärts. Vor einer Weggabelung werfe ich einen Zweig in die Luft, weil wir beide nicht sicher sind, ob wir den linken oder den rechten Pfad wählen sollen. Der Zweig zeigt nach links. Also wandern wir weiter dem wilden Bach entlang. Es ist wunderbar! Die Ansicht der mit Moos bewachsenen Bäumen, die verschiedenen Farne,  der Modergeruch in der Luft. Ein Platz erscheint mir besonders schön, weit oben sieht man einen Bau. Er könnte von einem Dachs stammen. Rechts von uns türmt sich ein Felsen und daraus hinaus wächst wie eine Kristalldruse das Schloss von Vaumarcus. Unser Gefühl hat uns nicht betrügt. Wir erwarten noch mehr geheimnisvolle Überraschungen. Wo leuchtet es mehr, wohin zieht es unser Gefühl?  Am Ende des Tobels öffnet sich die Landschaft. Der Bach wird zum Fluss und wir überqueren eine kleine Steinbrücke. Und dann sehe ich es leuchten! Da vorn ist ein kleines Holzhäuschen, liebevoll gepflegt, umringt von Bäumen am Rande des Baches. Es sieht für mich wie die Hütte eines Alchemisten aus, eines mittelalterlichen Adebten, auf der Suche nach der Formel für Gold, versteckt im Wald, um nicht entdeckt zu werden. Eine kleine Buddha Statue ziert den Eingang, zwei Stühle laden zum Sitzen ein. Ich fühle mich inspiriert.  

Jasi hat ihren Schatz im Tobel gefunden: Eine rostige, aber hübsche Metallstange und ein Stück alter Gartenrechen. Damit will sie etwas gestalten, evt. eine neue Lampe oder ein Kunstobjekt. Wir sind alle 3 happy. Und zum Schluss führt uns Sky (auch er darf manchmal den Weg wählen) zur alten Eiche und über die Felder, wo wir die 3 Rehe wiedersehen, zurück nach Hause.  

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Ikigai